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Können Darmbakterien und Entzündungen unsere Gefühle steuern?

Serotoninmangel bewirkt Depression, Reizbarkeit und Stimmungsschwankungen

Serotonin ist ein wichtiger Botenstoff und wirkt als Glückshormon. Zahlreiche Faktoren wie Ernährung, Bewegungsmangel oder Lichtmangel im Winter verändern den Serotoninspielgel im Körper. Durch einfache Maßnahmen könne Sie, das Stimmungsbarometer selbst verändern.

Online-Test Serotoninmangel

Neurostress:

Was ist der Darm und welche Funktionen hat er?

Der Darm gehört zu den wichtigsten Organen des menschlichen Körpers. Als größter Teil Verdauungstraktes, erstreckt er sich bei einem erwachsenen Menschen über eine Länge von etwa 8m. Die Innenwand des Darms bezeichnet man als Darmschleimhaut, sie hat ausgebreitet eine Fläche von 400-500 m² und wird von einer Vielzahl von Mikroorganismen bewohnt. Diese Mikroorganismen bilden in ihrer Gesamtheit wiederum die sogenannte Darmflora, die aus 10-100 Billionen Bakterien bestehen kann.

Neben seiner Hauptfunktion als Verdauungsorgan übernimmt der Darm jedoch auch wichtige Funktionen im Immunsystem und Hormonhaushalt des Menschen. Während die immunologische Funktion im wesentlichen darin liegt, einen Großteil der im Körper benötigten Abwehrkörper zu produzieren (bis zu 80%), liegt die Funktion für den Hormonhaushalt in der Produktion von etwa 20 verschiedenen Hormonen.

Welche Verbindung besteht zwischen Darm und Gehirn?

Die Verbindung zwischen Darm und Gehirn wurde innerhalb der Forschung lange Zeit recht einseitig auf die Impulse fokussiert, die vom Gehirn in Richtung Darm gingen. Dabei ist der Darm das „Rechenzentrum”, welches unserem Gehirn unser körperliches Befinden mitteilt und ihm damit auch Anweisungen gibt. Man spricht von der sogenannten „Darm-Hirn-Achse”, wobei die Informationen, die auf diesem Weg ausgetauscht werden, fast ausschließlich vom Darm in Richtung Gehirn wandern (etwa 90%) und nur ein ein kleiner Teil vom Gehirn in Richtung Darm.

Ebenfalls signifikant ist die Tatsache, dass etwa 95 % des Serotonins, welches umgangssprachlich meistens als „Glückshormon” bezeichnet wird, im Darm gebildet wird. Serotonin ist ein Neurotransmitter, der wichtige Funktionen in der Schmerzempfindung, der Gedächtnisleistung, der Schlafsteuerung, im Ess – und im Sexualverhalten übernimmt.

Welche Zusammenhänge zwischen Psyche und Darmflora sind möglich?

Es sind bereits mehrere Studien veröffentlicht worden, die belegen, dass ein Ungleichgewicht in der Darmflora, beispielsweise das Reizdarm-Syndrom oder Morbus Chron, psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angstzustände begünstigen kann. Allerdings ist nicht vollständig geklärt, was der Auslöser und was die Reaktion ist.

Ein Zusammenhang ist nicht von der Hand zu weisen: da sich im Darm etwa 95% des Hormons Serotonins, dem „Glückshormon”, befinden, kann auch im Darm ein Serotoninmangel herbeigeführt werden, der wiederum Auslöser verschiedener psychischer Erkrankungen werden kann. So kann Serotoninmangel erwiesenermaßen in erster Linie zu Depressionen, Angstzuständen und aggressivem Verhalten führen. Wenn man jedoch die verschiedenen Funktionen des Serotonins betrachtet (siehe oben), so leuchtet einem ein, wie weitreichend die Folgen eines Serotoninmangels tatsächlich sein können. Dazu zählen unter anderem ein gestörter Schlafrhythmus bis hin zu Schlafstörungen, da Serotonin eine essenzielle Rolle bei der Bildung des Hormons Melatonin zukommt, welches wiederum für den Tag-Nacht-Rhytmus des Körpers zuständig ist. Zu weiteren Folgen zählt man auch Essstörungen wie Heißhunger, Störungen im Sexualverhalten wie sinkende Libido, und ein verstärktes Schmerzempfinden.

Die Bedeutung von Nahrungsmittelunverträglichkeiten

Ebenfalls vom Darm ausgehend kann eine Fruktose-Unverträglichkeit für einen Serotoninmangel verantwortlich sein. Fruktose-Unverträglichkeit tritt meistens erst in fortgeschrittenem Alter oder nach aggressiven Infekten mit latentem Langzeitverlauf auf, da hier die Fähigkeit, Fruktose zu verarbeiten, abnimmt. In solchen Fällen sind auch jüngere Menschen davon betroffen. Der Grund dafür ist ein Enzym namens Glut-5, welches sich in der Darmschleimhaut befindet. Ist es jedoch nicht ausreichend vorhanden, so kann die Fruktose den Darm nicht in Richtung Körper verlassen und bleibt dort. Dies ist vor allem insofern kritisch, da sie einen Komplex mit Tryptophan bildet – und dieses steht dann wiederum nicht zur Serotonin-Bildung zur Verfügung: ein Mangel ist die Folge.

###Auch Chronische Entzündungen können Depression verursachen

Wenn es um entzündliche Reaktionen im Körper geht, ist eine Betrachtung ist der essenziellen Aminosäure Tryptophan wichtig, welches für die Bildung des Serotonins von ungemeiner Bedeutung ist. Tryptophan kommt nicht nur bei der Bildung von Serotonin zum Einsatz, sondern auch bei der Bekämpfung von Entzündungen im Körper. Da im Körper und speziell im Darm mehrere Entzündungsprozesse gleichzeitig über lange Zeiträume ablaufen können, kann die Folge sein, dass das körpereigene Tryptophan für die Entzündungsbekämpfung „aufgebraucht” wird und es daher zu einem Serotoninmangel kommt. Folglich können Krankheiten, die mit schweren Entzündungen einhergehen, das Entstehen von Depressionen unterschiedlichster Schweregrade begünstigen.

Chronische Entzündungen im Körper werden nicht nur durch krankmachende Darmbakterien hervorgerufen. Häufig sind es auch Bakterien und Viren, die sich mit dem Immunsystem einen Grabenkampf liefern daran schuld, wenn ein Serotoninmangel entsteht. Diese so genannten chronisch persistierenden Mikroorganismen zetteln eine langdauernde Materialschlacht an, der das Immunsystem nicht gewachsen ist. Zu den häufigsten Erregern, die eine solche Materialschlacht mit entzündungsbedingtem Serotoninmangel hervorrufen können, zählen unter anderem die Borrelien und Viren aus der Herpesgruppe einschließlich dem Eppstein Barr Birus.

Auch Zytokine, die bei Entzündungen durch eine Aktivierung des Immunsystems ausgeschüttet werden, können Depressionen begünstigen. Steht ein Mensch nun unter chronischem Stress, so wird seine Magen-Darm-Schleimhaut immer dünner und durchlässiger, wodurch immer mehr Bakterien in die Darmwand gelangen, wo sie das darmeigene Immunsystem aktivieren – eine Zytokinausschüttung ist die Folge.

Heiß diskutiert ist momentan die These, dass eine gestörte Darmflora in der Kindheit zu einer Entwicklung von autistischem Verhalten führt. Dabei vermutet man, dass bestimmte schädliche Stoffe, die während der Verarbeitung von Milch – und Weizenprodukten entstehen, Autismus als solchen zumindest begünstigen können.

Winterdepression

In der dunklen Jahreszeit wird im Gehirn vermehrt das Schlafhormon Melatonin gebildet. Verbunden mit der gesteigerten Melatoninbildung wird produktionsbedingt vermehrt die Vorstufe Serotonin verbraucht, was zusätzlich zu den bereits vorgenannten Faktoren zu einem Serotoninmangel führen kann. Hilfreich ist die Anwendung von Lichtstrahlern vor allem am Morgen mit einem dem Tagelicht angepassten Frequenzspektrum, sowie ausreichend Nachschub von Tryptophan und Vitamin B6

Auch unausgewogene Ernährung und Bewegungsmagel können zu Serotonimmangel im Gehirn führen

Weil Serotonin nicht die Blut-Hirn-Schranke passieren kann, muss das Serotonin im Gehirn eigens aus den entsprechenden Vorsrufen synthetisiert werden. Fehlen beispielsweise Vitamin B6 oder Tryptophan, dann folgt daraus ein Seotoninmangel im Gehirn. Beim Durchtritt der verschiedenen Aminosäuren durch die Bluthirnschranke konkurrieren diese miteinander. Weil der Übertritt der Eiweiße vom Blut in das Gehirn einen Liefer-Engpass darstellt, ist es von Vorteil, wenn die Konzentration von Tryptophan im Blut möglichst hoch, beziehungsweise die Menge der übrigen Aminosäuren reduziert ist. Genau hier wirkt sich eine eiweißreiche Nahrung mit tierischen Eiweißen ungünstig aus. 

Auch körperliche Bewegung spielt eine wichtige Rolle, um den Serotoninmagel zu vermeiden. Durch intensive Betätigung der Muskulatur wird die Mehrzahl der essentiellen Aminosäuren verbraucht im Gegensatz zum Tryptophan. Dieses kann somit leichter das “Nadelöhr” Blut-Hirn-Schranke passieren, weil die Muskulatur zuvor kräftig gearbeitet und die Balance der Eiweiße verändert hat.

Forschungsergebnisse zum Thema Darm und Depression?

Die Forschungslage ist noch nicht vollständig geklärt, da bisher Studien fehlen, die einen direkten Zusammenhang zwischen Darmflora und Psyche sowohl belegen als auch erklären können. Und selbst damit wäre noch nicht eindeutig geklärt, welche Kausalität vorliegt, d.h. was der Auslöser und was die Reaktion darauf ist.

Doch es gibt bereits Forschergruppen, die sich diese Aufklärung zum Ziel gesetzt haben, unter anderem den österreichischen Forscher Professor Peter Holzer, der am Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie den Lehrstuhl für Experimentelle Neurogastroenterologie innehat. Auf ihn gehen auch Studien an Mäusen zurück, die belegen, dass diese Mäuse anfälliger für Depression waren, nachdem sie mit Antibiotika versorgt wurden und daraus resultierend eine gestörte Darmflora aufwiesen.

Ebenfalls belegt ist, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Immunsystem von depressiven Patienten und ihrem Serotoninstoffwechsel gibt; ihr Serotoninspiegel ist in einem Ungleichgewicht.

Wie kann ich Darmflora, Immunsystem und Entzündungen positiv beeinflussen?

Eine gesunde Darmflora ist immer von Vorteil, in Anbetracht der genannten Fakten und Erkenntnisse könnten die Vorzüge einer gesunden Darmflora allerdings noch weiter reichen als bisher angenommen, positive Einflüsse auf die Psyche miteingeschlossen. Ein paar Stichpunkte sind für eine gesunde Darmflora essenziell:

Ernähren sie sich gesund und ausgewogen. Achten sie auf eine reiche Zufuhr an frischer beziehungsweise frisch verarbeiteter Nahrung mit reichlich Balaststoffen. Eine Nahrung, die zudem reich an natürlichen Enzymen und Omega-3-Fetten ist, wirkt entzündlichen Prozessen wirksam entgegen. Vermeiden sie künstlich gehärtete Fette (Pommes, Chips, Fertigbackwaren) und Zucker. Vermeiden sie Übergewicht. Sorgen Sie für regelmäßige tägliche Bewegung und essen Sie nur mäßig tierische Fette und Eiweiße.

Nehmen sie Antibiotika nur ein, wenn vom Arzt verordnet. Sprechen sie gegebenenfalls auch über alternative Behandlungsmethoden.

Eventuell hilft neben der Laborbestimmung von Serotonin auch eine Untersuchung der Darmflora oder funktionelle Darmuntersuchungen weiter, ebenso Citrullin im Urin als Marker für die Aktivität chronisch subakuter Infektionen. Auch andere Ursachen für ihre Depressionen sollten abgeklärt und behandelt werden. Liegt die Vermutung nahe, dass es einen Zusammenhang zwischen ihrer Darmflora und ihren psychischen Beschwerden gibt, kann ihr Therapeut gegebenenfalls eine Darmreinigung, zum Beispiel durch Pulver wie Heilerde und Extrakte, durchführen und den Darm so von pathologischen (krankmachenden) Bakterien befreien.